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Lehrveranstaltungen im WiSe 2009/10

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Vorlesungen

 

Da Frau Prof. Studt im Wintersemester ihr Forschungssemester hat, werden keine regulären Lehrveranstaltungen angeboten.

 

Hauptseminare

 

Da Frau Prof. Studt im Wintersemester ihr Forschungssemester hat, werden keine regulären Lehrveranstaltungen angeboten.

 

Proseminare

 

Andreas Bihrer / Michael Burger

Für die Ewigkeit - Stiftungen als Repräsentation und Erinnerung in mittelalterlicher Kunst und Geschichtsschreibung (interdisziplinäres Seminar mit Exkursion)

 

Vorbesprechung:

Di. 16:00h c.t. - 18:00h, HS 1 Peterhof

Stiftungen waren ein weit verbreitetes Phänomen im Mittelalter. Der Stifter sorgte für die Finanzierung materieller Güter oder Dienstleistungen, wovon Kleriker, Bauherren und Künstler profitierten. Gleichzeitig verringerte der Stifter dadurch seine Sühneschuld im Jenseits und blieb der Nachwelt im Gedächtnis. Zudem konnte sich der Stifter bildlich auf dem von ihm gestifteten Werk (Altar, Glasfenster) darstellen lassen. Oftmals nutzte er dabei das Medium der Kunst, um seinen gesellschaftlichen Rang möglichst dauerhaft zu repräsentieren.

Das interdisziplinäre Proseminar der mittelalterlichen Geschichte und der Kunstgeschichte möchte sich dem komplexen Prozess der mittelalterlichen Stiftung nähern und untersucht dabei vorrangig Beispiele aus dem Südwesten des Reiches. Wer waren die Stifter? Welche Intentionen lagen hinter den Stiftungen? Wie repräsentierten sich die Stifter im Bild, und wie werden sie dargestellt? Welche Personen waren ferner an dem Prozess der Stiftung beteiligt? Welche Bedeutung besaßen die Stiftungen in rechtlicher und sozialer Hinsicht? Wie wirkungsmächtig waren Stiftungen im Mittelalter? Welche gesellschaftlichen Mechanismen standen hinter dieser „Kultur des Schenkens“ (Marcel Mauss)?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen im Proseminar die Methoden des jeweils anderen Faches kennen und profitieren von der interdisziplinären Ausrichtung. Die Veranstaltung kooperiert des Weiteren mit dem Forschungszentrum für mittelalterliche Glasmalerei (Corpus Vitrearum) in Freiburg. Es werden Exkursionen in die Nordschweiz und nach Nordbaden angeboten (3 und 2 Tage, mit Exkursionsschein).

Bemerkungen: Das Seminar beginnt in der ersten Semesterwoche (20. Oktober). Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung über das „Zentrale Anmeldeverfahren für alle Proseminare“ ist erforderlich. Anforderungen für den Scheinerwerb: Regelmäßige Teilnahme, Referat, Hausarbeit für Studierende der Kunstgeschichte (8 ECTS), zusätzlich Klausur und Teilnahme am Tutorat für Studierende der Geschichte (10 ECTS).

Literatur: Borgolte, Michael (Hg.), Stiftungen und Stiftungswirklichkeiten. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Stiftungsgeschichten, Bd. 1), Berlin 2000; Sauer, Christine, Fundatio und memoria. Stifter und Klostergründer im Bild, 1100 bis 1350 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 109), Göttingen 1993; Becksmann, Rüdiger, Fensterstiftungen und Stifterbilder in der deutschen Glasmalerei des Mittelalters, in: Vitrea dedicata. Das Stifterbild in der deutschen Glasmalerei des Mittelalters, Berlin 1975; Becksmann, Rüdiger, Deutsche Glasmalerei des Mittelalters. Voraussetzungen – Entwicklungen – Zusammenhänge (Deutsche Glasmalerei des Mittelalters, Bd. 1), Berlin 1995.

 

Michael Matzke

Der erste Kreuzzug

 

Do. 16:00h c.t. - 18:00h, ÜR 2 KG IV 

Noch heute sind Kreuzzug und Kreuzzugsidee im allgemeinen Bewusstsein verankert, wenn auch mit vollkommen veränderten Intentionen und Konnotationen. Vor gut 1000 Jahren nahmen Idee und Bewegung mit der Kreuzzugspredigt von Clermont ihren Ausgang und schon damals fand die so ungewöhnliche und überraschend erfolgreiche Unternehmung einen ungeahnten Widerhall in der zeitgenössischen Chronistik. Konzeption, Erfolg und die heilsgeschichtliche Einordnung seitens der Chronisten bestimmten ganz wesentlich den Mythos und das Fortleben der Kreuzzüge. Der monographische Teil des Proseminars beschäftigt sich daher anhand eingehender Quellenlektüre mit den Ursprüngen des Kreuzzugsgedankens sowie mit den Intentionen von Initiatoren und Teilnehmern dieser „bewaffneten Pilgerfahrt“. Ein begleitendes Tutorium zur vertiefenden Übung der methodischen Fähigkeiten ist Bestandteil der Veranstaltung.

Bemerkungen: Grundlagen Alte und Mittelalterliche Geschichte; 10 ECTS

Literatur: Nikolas Jaspert, Die  Kreuzzüge, 3. überarb. Aufl., Darmstadt 2006; H.E. Mayer, Geschichte der Kreuzzüge (UTB 86), 10. überarb. Aufl., Stuttgart 2005; E.D. Hehl, Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, HZ 259 (1994), S. 297-336.

 

Nicola Eisele

Popular History und das Mittelalter

 

Di. 16:00h c.t. - 18.00h, HS 1224 KG I 

Das Mittelalter ist populär wie nie, es begegnet in Film und Fernsehen, in Roman, Thriller und Spiel. Dieser Tendenz trägt die akademische Geschichtswissenschaft in jüngerer Zeit Rechnung, indem sie der Faszination von Geschichte in verschiedenen populären Ausprägungen auf die Schliche zu kommen sucht. Welche Bilder von Mittelalter werden hier transportiert? Halten sie wissenschaftlicher Überprüfung stand? Ein besonders prominentes Beispiel populärer Mittelalterfiktion ist der Roman „Die sieben Säulen der Erde" von Ken Follett, der von Liebe, Leid und Überleben im England des 12. Jahrhunderts  handelt. Follett gibt den Menschen der damaligen Zeit Namen und Geschichte  - aber ist sein Entwurf des Mittelalters auch fachwissenschaftlich haltbar? Im Seminar  geht es darum,  an ausgewählten Beispielen des Romans die Methoden geschichtswissenschaftlicher Dekonstruktion zu erlernen und sich selbst im Schreiben von Geschichte zu üben. Der zeitliche wie geografische Schwerpunkt wird im England des 12. Jahrhunderts liegen. Inwiefern hier „typische" Merkmale mittelalterlicher Geschichte zum Ausdruck kommen, soll im europäischen Vergleich mittelalterlicher Lebensformen behandelt werden.

Bemerkungen: Kenntnis des Romans „Die sieben Säulen der Erde" von Ken Follett; Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischsprachiger Literatur; Vorlesungsskript PD Dr. Jörg Schwarz „England I" WS 08/09 (zugänglich über Campus online).

Literatur: Borst, A. (1997): Lebensformen im Mittelalter, Berlin: Ullstein; De Groot, J. (2009): Consuming history. Historians and heritage in contemporary popular culture, London & New York: Routledge; Heimann, H.-D. (2006): Einführung in die Geschichte des Mittelalters, Stuttgart: UTB;  Krieger, K.-F. (2002): Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, München: Beck; Rüsen, J. (1994): Was ist Geschichtskultur? In: Füßmann, K., Grütter, H. Th. & Rüsen, J. (Hrsg.): Historische Faszination. Geschichtskultur heute, Köln: Böhlau, S. 3-26.

 

Nicola Eisele

"Vornehm geht die Welt zugrunde" - Ritter und Adel im Spätmittelalter

 

Di. 8:00h c.t. - 10:00h, Raum 101 Breisacher Tor

Adel fasziniert noch heute, füllt die Kassen der Klatschpresse und überlebt auch in der  Ausdauer, mit der die englische Königin noch heute Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen in den Adelsstand erhebt. Die Faszination gründet  nicht zuletzt in den Bildern, die durch den Begriff „Adel" und dem damit eng verbundenen „Ritter" hervorgerufen werden. Dazu gehört auch die Negativ-Folie: welche Eigenschaften muss man mitbringen, um keinesfalls als Ritter gelten zu können? Helden und Anti-Helden gibt es in der englischen Geschichte des Spätmittelalters zuhauf. Viele von ihnen verstehen sich als Ritter und folgen dem Ideal dieser Lebensform, die sich zwischen 1000 und 1400 herausgebildet hatte. Ein breiter Strom literarischer Zeugnisse unterrichtet darüber, wie sich das Ritterbild entsprechend den gesellschaftlichen und politischen Umständen im Laufe der Zeit fortentwickelt. Bei näherer Betrachtung der historischen Gegebenheiten stößt man allerdings auf verblüffende Abweichungen gegenüber der literarischen Darstellung. In enger inhaltlicher Verbindung zur Vorlesung England II (PD Dr. Jörg Schwarz) geht es in diesem Proseminar darum, an ausgewählten Gestalten der englischen Geschichte) dem Rittertum des 15. Jahrhunderts und seiner Rezeptionsgeschichte bis in heutige Tage auf die Spur zu kommen.

Bemerkungen: Der Besuch der Vorlesung von PD Dr. Jörg Schwarz „England II" wird dringend empfohlen. Das Skript zur Vorlesung (zugänglich während des Semesters über Campus online) gehört zur grundlegenden Literatur des Seminars. Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischsprachiger Literatur.

Literatur: Joachim Bumke, J. (2005): Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, München: dtv; Krieger, K.-F. (2002): Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, München: Beck;  Ehlers, J. (2006): Die Ritter. Geschichte und Kultur, München: Beck. 

 

 

Übungen

 

Andreas Bihrer / Lenka Jiroušková

Wunder als politische Propaganda - Transfer, Rekontextualisierung und Re-writing hagiographischer Texte des frühen und hohen Mittelalters (interdisziplinäres Seminar) - Einzelansicht

 

Mi. 12:00h c.t. - 14:00h, HS 4450 KG IV

Ein französischer Verfasser berichtet, wie ein Wolf den sprechenden Kopf des enthaupteten englischen Königs Edmund fand. Ein flämischer Autor erzählt von einem sächsischen Mann, der an Tanzwut litt und von dieser „Krankheit“ in einer englischen Kirche geheilt wurde. Diese und viele andere Beispiele belegen, dass der Glaube an Heilige und Wunder ein zentrales Phänomen in vormodernen Gesellschaften war und Berichte darüber in ganz Europa verfasst, ausgetauscht und gelesen wurden. Schriftliche und visuelle Zeugnisse der Heiligenverehrung sind nicht nur Ausdruck von Frömmigkeit und Spiritualität oder von einer erfolgreichen Kultpropaganda, sondern lassen in vielen Fällen eine bewusste politische Nutzung erkennen, mit der spezifische und zeitgebundene Interessen verfolgt wurden.

Die interdisziplinäre Lehrveranstaltung nimmt diese Dynamik des Umgangs mit Heiligen und Wundern in den Blick und untersucht vor allem die Strategien und Repertoires des Umgangs mit hagiographischen Texten. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach dem Austausch erzählender Texte über Heilige und Wunder im mittelalterlichen Europa, nach der medialen Umformung dieser Texte und deren Anpassung an neue Kontexte infolge neuer Interessen und Bedürfnisse. In der Lehrveranstaltung werden aktuelle Theorieangebote wie Kulturtransfer, Rekontextualisierung und Re-writing diskutiert und auf die Möglichkeiten ihrer praktischen Anwendung hin befragt.

Bemerkungen: Vertiefung Mittelalterliche Geschichte; 4 ECTS

Die hagiographischen Texte, die im Seminar behandelt werden, liegen alle in deutscher oder englischer Übersetzung vor. Der Termin soll so festgelegt werden, dass alle Interessentinnen und Interessenten an der Veranstaltung teilnehmen können. Die Vorbesprechung findet statt am Mittwoch, den 21. Oktober 2009, 12h-14h, im Raum 4450 (KG IV).

 

Nicola Eisele

Tolkiens "Herr der Ringe" im Mittelalterunterricht (fachdidaktische Übung)

 

Mo. 14:00h c.t. - 16:00h, HS 1222 KG I

Die Herr-der-Ringe-Trilogie von J. R. R. Tolkien gehört sowohl als Buch wie auch in der Verfilmung zu den wichtigsten Anstößen des unvermindert anhaltenden Mittelalterbooms in der populären Geschichtskultur. Diese prägt das Geschichtsbewusstsein von Schülern ebenso wie von Lehrern.  In diesem Seminar werden wir anhand der Bücher und ihrer Verfilmung den Versuch unternehmen, die fiktiven mittelalterlichen Strukturelemente (wie Heldentum, Herrschaft, Krieg, Zusammenleben aber auch Architektur, Erinnerungskultur und einzelne Figurentypen) mit ihren „echten" mittelalterlichen Vorbildern zu konfrontieren und nach allen Regeln der geschichtswissenschaftlichen Kunst zu dekonstruieren. Der fachdidaktische  Schwerpunkt  bezieht sich auf didaktische  Potentiale  zur Förderung und Entwicklung von Kompetenzen historischen Denkens (am Beispiel von Projektunterricht und Portfolioarbeit ).

Bemerkungen: Anmeldung über email (nicola.eisele@geschichte. uni-freiburg.de) und in den Sprechstunden bis Ende der Semesterferien. Dabei werden auch die Themen für die Unterrichtsentwürfe gemeinsam ausgewählt und festgelegt. Diese Übung richtet sich an Studierende, die das Praxissemester bereits hinter sich haben.  Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie den „Herrn der Ringe" mindestens einmal gelesen, respektive in der Kinofassung gesehen haben.

Literatur: Gläser-Zikuda, M. & Hascher, T. (Hrsg.) (2007): Lernprozesse dokumentieren, reflektieren und beurteilen: Lerntagebuch und Portfolio in Bildungsforschung und Bildungspraxis, Bad Heilbrunn: Klinkhardt; Pandel, H.-J. (1996): Legenden - Mythen - Lügen. Wieviel Fiktion verträgt unser Geschichtsbewusstsein?, in: Geschichte lernen 52, S. 15-19; Kölbl, C. & Straub, J. (2003): Geschichtsbewusstsein als psychologischer Begriff, in: Journal für Psychologie 1, S. 75-102. 

 

Oliver Münsch 

Das deutsche Reich und der Osten Europas im Früh- und Hochmittelalter - Kontakte und Konflikte

 

Mo. 18:00h c.t. - 20:00h, Raum 105 Breisacher Tor 

Die Übung untersucht die Beziehungen des Reiches zu Böhmen, Polen und Ungarn vom 9. bis zum 13. Jahrhundert. Im Mittelpunkt werden zunächst religiös motivierte Kontakte stehen, die sich in der Gründung von Klöstern und Bistümern manifestierten. Außerdem wird auf Wechselwirkungen zwischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontakten nach außen und den Veränderungen im Innern der einzelnen Länder zu achten sein. Für Böhmen liegt der Schwerpunkt auf dem 10. Jahrhundert, insbesondere der Zeit Wenzels; für Polen sollen besonders das Verhältnis von zentralen und regionalen Gewalten sowie die im frühen 13. Jahrhundert einsetzende Siedlungstätigkeit analysiert werden. Die seit spätkarolingischer Zeit als Reiternomaden im Westen gefürchteten Ungarn werden vorrangig in ihrer Rolle für den Balkan- und Byzanzhandel behandelt. Stets wird es auch darum gehen, die jeweilige Selbst- und Fremdwahrnehmung zu eruieren. Als Quellengrundlage dienen die Wenzelsvita, die Vita Adalberts von Prag, die Gesta Hungarorum, die Gesta principum Polonorum sowie die Chroniken Helmolds von Bosau, Thietmars von Merseburg, Arnolds von Lübeck und des Cosmas von Prag.
Zuordnung für BA-Studiengänge: Vertiefung Mittelalterliche Geschichte; 4 ECTS

Literatur: Friedrich Prinz, Böhmen im mittelalterlichen Europa (1984); Otto III. - Heinrich II.: eine Wende?, hg. von Bernd Schneidmüller (1997); Boleslav II., hg. von Petr Sommer (2001); Ungarn und Europa, hg. von Georg Brunner (2001).