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Lehrveranstaltungen im WiSe 2005/2006

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Vorlesungen

 

Birgit Studt

Geschichte der Bildung und Erziehung im Mittelalter

 

Termin: Do 10 – 12h; KG III, HS 3042

Kommentar: Kindheit und Jugend sind jene Lebensalter, in denen Erziehung stattfindet und wesentliche Bildungsinhalte in einem institutionalisierten Rahmen ("Schule") vermittelt werden. Daneben gilt es aber auch übergeordnete Formen und Ziele mittelalterlicher Sozialisierung zu behandeln, um zu erkunden, wie geschlechtsbezogene Rollen und Fähigkeiten ausgebildet wurden, die maßgeblich an der Formierung der mittelalterlichen Gesellschaft beteiligt waren. Die Adaptation von antiken Traditionsbeständen durch eine neue christliche Bildungselite und deren Vermittlung an die frühmittelalterliche Kriegergesellschaft, die Verschmelzung weltlicher und geistlicher Bildungsinhalte in der ritterlich-höfischen Kultur und das Aufkommen der humanistischen Bildung werden ebenso behandelt wie Freundschaft und Gefolgschaft, Ehe und Familie, Kloster und Domschule, Hof und Universität.

Literatur: Klaus Arnold: Mentalität und Erziehung. Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Geschlechtersphären als Gegenstand der Sozialisation im Mittelalter. In: Mentalitäten im Mittelalter. Hg. v. Frantisek Graus 1987.       

 

 

Hauptseminare

 

Birgit Studt

Spätmittelalterliche Familiengeschichtsschreibung

 

Termin: Mo 14 – 16h; KG IV, 5. OG, ÜR 2

Kommentar: Die mediävistische Forschung hat sich in neuerer Zeit für eine Gruppe von Texten interessiert, die auf den ersten Blick v.a. das "private Leben" behandeln: Ehe- und Ständelehren, Sammlungen von Lebensweisheiten, Kaufmannsmemoriale, chronikalische, familiengeschichtliche und autobiographische Aufzeichnungen sind v.a. unter mentalitätsgeschichtlich-anthropologischen Fragestellungen ausgewertet worden: Ehe- und Liebeskonzeptionen, Emotionalität und Individualität, Sexualität und Körperlichkeit, aber auch Männer- und Frauenbilder und Geschlechterbeziehungen. Darüber hinaus bieten diese Texte, die sich alle auf das elementare mittelalterliche Sozialgebilde "Haus" bzw. "Familie" beziehen, jedoch auch wichtige Aufschlüsse über das politische, soziale, wirtschaftliche und repräsentative Handeln der gesellschaftlichen Führungsschichten. Hier sammelte man diese Texte zuerst und verarbeitete sie zu Familiengeschichten, die oft über Generationen hinweg zurückverfolgt und erinnert wurden. Im Seminar sollen entsprechende Texte zunächst aus der deutschsprachigen Überlieferung untersucht und deren familiäre und gruppenspezifische Erinnerungs- und Legitimationsstrategien herausgearbeitet, ggf. auch mit italienischen oder französischen Beispielen verglichen werden. Durch Berücksichtigung der handschriftlichen Überlieferung dieser in der Editionspraxis des 19./20. Jahrhunderts lange vernachlässigten Texte werden auch kodikologische Methoden zur Sprache kommen, so daß die Veranstaltung gleichzeitig als Seminar der Historischen Hilfswissenschaften gilt. 

Literatur: Birgit Studt: Haus- und Familienbücher. In: Quellenkunde der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch. Hg. v. Josef Pauser, Martin Scheutz u. Thomas Winkelbauer. Wien 2004, S. 753-766 (mit einer Auswahlbibliographie).        
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2005/06

 

 

Proseminare

 

Birgit Studt

Reisen im Mittelalter

 

Termin: Mi 11 – 13h; KG IV, 5. OG, ÜR 2

Kommentar: Gemeinhin gilt die mittelalterliche Ständegesellschaft als unbeweglich, in der einfache Menschen kaum Gelegenheit hatten, den ihnen durch Geburt zugewiesenen Platz zu verlassen. Nur die Könige und Fürsten herrschten „vom Sattel aus“ und zogen mit ihrem Hof von Kloster zu Kloster, von Pfalz zu Pfalz oder von Burg zu Burg. Dies änderte sich aber verstärkt seit dem 12. Jahrhundert: Fernwallfahrten, Kreuzzüge, der Fernhandel, die Attraktivität von neu gegründeten Städten, der entstehenden hohen Schulen und Universitäten oder kirchliche und klösterliche Reformzentren brachte die mittelalterliche Gesellschaft in Bewegung und erleichterte den Austausch von Ideen und Lebensstilen. Im Proseminar werden wir am Beispiel typischer Formen mittelalterlicher Mobilität grundlegende Themen, Fragen und Quellen der Herrschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters behandeln.

Literatur: Norbert Ohler: Reisen im Mittelalter. 4. überarb. u. erw. Aufl. Düsseldorf 2004; Folker Reichert: Erfahrung der Welt. Reisen und Kulturbegegnung im späten Mittelalter. Stuttgart 2001

 

Andreas Bihrer

England im Mittelalter (1066 – 1485)

 

Termin: Mi 14 – 16 Uhr; Raum: Peterhof HS 2

Kommentar: Das Seminar führt anhand der Beschäftigung mit der Geschichte Englands von der normannischen Eroberung bis zum Beginn der Tudor-Regentschaft exemplarisch in Themen und Fragestellungen der mittelalterlichen Geschichte ein.
Sichere Lesekenntnisse im Englischen bilden ebenso wie die Bereitschaft aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer, auch umfangreiche Texte regelmäßig und intensiv vorzubereiten, eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Seminar. Weitere Voraussetzungen für den Scheinerwerb sind Referat, Klausur und Hausarbeit sowie der Besuch des Tutorats (Fr., 11-13h).

Literatur: Fryde, Natalie/Vollrath, Hanna (Hg.), Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer bis Richard III. (Beck'sche Reihe, Bd. 1534), München 2004. Bitte erwerben (12,90) und zur ersten Sitzung mitbringen.

 

Oliver Münsch

Polen, Böhmen und Ungarn als östliche Nachbarn des Reiches
 

Termin: Dienstag 16 - 18h; Raum: HS 00 016 Wilhelmstraße 16

Kommentar: Das Seminar untersucht Beziehungen und Kontakte Böhmens, Polens und Ungarns zum deutschen Reich vom ausgehenden 9. bis zum beginnenden 13. Jahrhundert. Zentrale Aspekte werden dabei der Prozeß der Christianisierung sowie der Aufbau kirchlicher Strukturen sein, wie er sich in der Gründung von Klöstern und Bistümern manifestiert. Auch soll versucht werden, dem Eigenbewußtsein der östlichen Länder und seiner Bewohner sowie den Veränderungen infolge der nicht nur friedlichen Kulturkontakte mit dem Reich auf die Spur zu kommen. Für Böhmen wird der zeitliche und thematische Schwerpunkt auf dem 10. Jahrhundert, insbesondere der Zeit Wenzels, liegen. Für Polen soll das Verhältnis von zentralen und regionalen Gewalten im 11. und 12. Jahrhundert im Mittelpunkt stehen; außerdem ist auf die im frühen 13. Jahrhundert einsetzende Siedlungstätigkeit einzugehen. Für die Ungarn schließlich, seit spätkarolingischer Zeit als Reiternomaden im Westen gefürchtet, wird zu fragen sein, wie sich ihre Annäherung an das Reich vollzog und welche Rolle das Land für den Balkan- und Byzanzhandel spielte.

 

Literatur: Europas Mitte um 1000, hg. von Alfried Wieczorek. 3 Bde., Darmstadt 2000; Boleslav II. Der tschechische Staat um das Jahr 1000, hg. von Petr Sommer, Prag 2001; Friedrich Prinz, Böhmen im mittelalterlichen Europa, München 1984; Johannes Fried, Otto III. und Boleslaw Chrobry, 2. Aufl., Stuttgart 2001; Pál Engel, The realm of St. Stephen. A history of medieval Hungary, 895?1526, London 2001.


 

Übungen

 

Birgit Studt

Medien im Mittelalter

 

Termin: Di 14 – 16h; UB ÜR 9

Kommentar: Medien vermitteln als Träger von Informationen nicht einfach nur Weltverständnis, sondern sie prägen es zugleich mit. Doch dabei unterliegen auch sie geschichtlichem Wandel, v.a. hinsichtlich Funktionen, Leistungsvermögen und gesellschaftlicher Dominanz. Im Mittelpunkt der Übung soll das Themenfeld ‚Katechetisches Wissen und Medien der religiösen Unterweisung’ stehen. Dabei konzentrieren wir uns auf die "Lektüre" von Bildern und kurzen Texten (mit Übersetzungen), mit denen im Spätmittelalter praktisch orientierte Theologen, Seelsorger und Prediger zentrale Lehrinhalte aus der gelehrten theologischen Überlieferung medial aufbereiteten, um sie den Laien vermitteln zu können. In der Diskussion sollen diese Zeugnisse in das gesamte Ensemble religiöser Wissensvermittlung eingeordnet werden: von der Predigt über die Beichte bis zur Anleitung zu frommer Lektüre. Leitende Fragen sind dabei das Verhältnis von Latein und Volkssprache, Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Text und Bild sowie der Medienwechsel von der Handschrift zum Druck.

Literatur: Werner Faulstich: Medientheorien. Einführung und Überblick. Göttingen 1991. Ruth Slenczka: Lehrhafte Bildtafeln in spätmittelalterlichen Kirchen. Köln, Weimar u. Wien 1998


Birgit Studt

Qellenlektüre zur Vorlesung

 

Termin: Do 14 – 16h; KG IV, HS 4429

Kommentar: Diese Lektüreübung richtet sich in erster Linie an Studierende im Grundstudium, die sich intensiver mit den einzelnen Themenfeldern der als Überblick konzipierten Vorlesung befassen wollen. Es werden neben den eigentlichen "Klassikern" zur spätantiken und mittelalterlichen Bildungstheorie und den normativen Texten wie Klosterregeln, Kapitularien und Ordensstatuten auch Auszüge aus erzählenden Quellen wie Heiligenviten, Heldendichtung, höfischen Epen und Chroniken sowie mittelalterlichen Selbstzeugnissen wie Autobiographien und Briefen behandelt. Die Texte werden in zweisprachiger Fassung zur Verfügung gestellt; Lateinkenntnisse sind erwünscht, aber nicht Voraussetzung. 

 

Andreas Bihrer

Quellen zur Geschichte des Bistums Konstanz (um 600-1526)

 

Termin: Mittwoch   16 - 18; Raum :   HS 1136   KG I  

Kommentar: Das Konstanzer Bistum deckte bis zu seiner Auflösung zu Beginn des 19. Jahrhunderts als größte Diözese nördlich der Alpen weite Teile Baden-Württembergs und der Deutschschweiz ab und erstreckte sich zudem in das heutige Bayern und Österreich. Die Bedeutung des Konstanzer Bistums für die Geschichte Südwestdeutschlands und der Schweiz macht eine Beschäftigung mit seiner Geschichte lohnend, zugleich kann exemplarisch die kirchliche Herrschaftausübung, die wichtigste Vorform moderner Staatlichkeit, und die geistliche Kultur des Mittelalters untersucht werden.
Im ersten Teil der Übung wollen wir einen Überblick über die Geschichte des Konstanzer Bistums gewinnen, im zweiten Teil werden wir uns mit einer bislang weitgehend unbekannten und noch nicht edierten Bischofschronik der Reformationszeit beschäftigen, die anhand von Reproduktionen der Handschrift in Auszügen gemeinsam gelesen und interpretiert werden soll.

 

Oliver Münsch

Original und Fälschung. Mittelalterliche Urkunden   

 

Termin: Montag   18 -  20h; Raum: HS 1142 KG I

Kommentar: Dem Charakter des Mittelalters als des "Urkundenzeitalters" angemessen, widmet sich die Übung den verschiedenen Arten mittelalterlicher Diplome. Behandelt werden in erster Linie Königs-, Kaiser- und Papsturkunden, daneben aber auch "Privaturkunden" (alle nicht von Königen, Kaisern oder Päpsten ausgestellten Stücke). Im Vordergrund wird neben der formalen und inhaltlichen Analyse besonders herausragender Urkunden vor allem das Lesen unterschiedlicher Schriften stehen. Urkunden geben dem Historiker nicht nur Auskunft über konkrete Rechtsgeschäfte, sondern dienen zugleich als Gradmesser für die Verbreitung und den Gebrauch von Schriftlichkeit; gerade die Königs- und Kaiserurkunden lassen trotz ihres schematischen Aufbaus Raum für die Propagierung von Herrschaftsvorstellungen. Ein Thema der Übung wird auch der Prozeß der Urkundenherstellung und das dafür notwendige Personal sein. Auf Kriterien der Echtheit von Urkunden ist ebenso einzugehen wie auf die Urkundensprache und auf verschiedene Überlieferungsformen.

Literatur: Harry Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. 2 Bde., 3. Aufl., Berlin - Leipzig 1958; Fälschungen im Mittelalter. Bde. 3 und 4: Diplomatische Fälschungen, Hannover 1988; Thomas Frenz, Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit, 2. Aufl., Stuttgart 2000.

 

Thomas Martin Buck

Wie könnte ein nachhaltiger Mittelalterunterricht aussehen?

 

Termin: Freitag 18 - 20h; Raum:  HS 1222 

Kommentar: Die Arbeit des Sommersemesters wird fortgesetzt. Im Schuljahr 2006/2007 wird in Klasse 7 des Gymnasiums erstmals Mittelalterunterricht nach den Bildungsstandards gehalten werden. Die Übung möchte dafür ein nachhaltiges Konzept entwerfen.

Literatur: Thomas Martin Buck, Bildungsplanreform und Geschichtsunterricht in Baden-Württemberg, in: Lehren und Lernen 5, 31. Jahrgang, Mai 2005, S. 23-32.