Maria-Elena Kammerlander
maria.kammerlander@geschichte.uni-freiburg.de ORCID-ID: 0000-0002-8603-3596 Erasmus -Koordinatorin des Historischen Seminars Sprechstunden nach Vereinbarung. |
Forschungsinteressen
Wissensgeschichte |
Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte |
Kulturgeschichte des Politischen |
Historische Grundwissenschaften (Kodikologie, Paläographie, Genealogie) |
Digital Humanities (siehe „Quo vadis. Wissensräume (digital) ergründen“) |
Forschungsprojekt: Kritiker, Leugner und Entdecker
Kritiker, Leugner und Entdecker. Zur Genese der Pariser Universität im langen 12. Jahrhundert Arbeitstitel
[ehemals:
Vergemeinschaftung durch Wissen. Das universitäre Imaginär und die Entstehung der Universität von Paris (12. bis 13. Jahrhundert)]
Politische Herausforderungen spiegeln sich im Pariser Gelehrtenmilieu des langen 12. Jahrhunderts. Magister und Scholaren suchten in religiösen Texten nach Antworten auf mit diesen Herausforderungen verbundene Fragen. Entsprechend ihrer Wissenskulturen sammelten, ordneten und kommentierten sie Texte, womit sie über ihre Gemeinschaften in Klöstern, Stiften und Domkapiteln hinaus nicht nur Werte und Normen aushandelten, sondern diese zu christlichen Handlungsmaximen erhoben. Insbesondere in Konfliktsituationen waren die Magister mit der Pariser Hofgesellschaft durch ihre vielen Aufgaben verbunden und gestalteten mit diesen Handlungsmaximen das gesellschaftliche Miteinander maßgeblich mit. Ihre Tätigkeiten in der Seelsorge, als Ratgeber, Sekretäre und Vermittler sorgten für komplexe Abhängigkeitsverhältnisse zu König, Magnaten und Stadtbevölkerung, in denen sich die Magister bewegen mussten, wollten sie ihre Autorität und damit ihre stabilisierende Rolle im städtischen Gefüge wahren. Inwiefern die Magister und Scholaren ihre politische Stellung aufgrund ihres Wissensfundus einnahmen, ergründet das Projekt neben anderen Zeugnissen am zentralen theologischen Lehrwerk der Sentenzenbücher des Petrus Lombardus.
Die vielen Textzeugen dieser Sentenzenbücher legen Zeugnis von einem vielschichtigen Prozess ab, indem sich die Pariser Magister und Scholaren vernetzten und ihre Autorität weit über das Pariser Gelehrtenmilieus hinaus zum Ausdruck brachten. Die kollektivbildende Wirkung dieser Schriftkultur spiegelt sich auch im alsbald regulierten Umgang mit diesen Sentenzen, womit das Projekt nach den wissensgeschichtlichen Umständen der Pariser Universitätsentstehung fragt. In der Lehrpraxis bereiteten die Magister und Scholaren ihr Wissen nicht nur als eine zeitgemäß empfundene Wissensordnung auf, sondern machten ihre Lehrinhalte darüber hinaus als Orientierungswissen für ihre Schüler und für politische, soziale und religiöse Eliten anwendbar. Damit bauten die Pariser Magister eine über die Krondomäne hinausstrahlende Autorität auf, ohne die die Universitätsentstehung nicht verstanden werden kann. In ihrer Kommunikation wiesen die Magister sich gegenseitig als Kritiker, Leugner und Entdecker christlicher Lehrweisen aus, um sich zueinander ins Verhältnis zu setzen. Diesen Kritikern, Leugnern und Entdeckern widmete Petrus Lombardus seine Sentenzen, mit denen die Magister und Scholaren nicht zuletzt mit ihren Debatten und Lehrweisen die Grenzen des Politischen auch außerhalb des universitären Milieus zu verschieben vermochten.
Akademischer Werdegang
seit 10/2022 |
wissenschaftliche Assistentin von Prof. Dr. Birgit Studt |
3/2021- 9/2022 |
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Paris, Abteilung Mittelalter bei Prof. Dr. Rolf Große und Redaktionsassistentin der Francia. Forschungen zur Westeuropäischen Geschichte |
1/2021- 2/2021 |
wissenschaftliche Projektmitarbeiterin im Universitätsarchiv Freiburg |
7/2019- 12/2020 |
Projektmitarbeiterin im Verbundprojekt Dokumentenerbe Digital |
2016- 2019 |
Masterstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Studiengang „Mittelalter- und Renaissance-Studien“, Masterarbeitstitel: Die Entstehung der Universität Paris vor dem Horizont des Wandels der Wissensordnung im Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert |
WS 2018/2019 |
Internationale Projektkoordination und Sprachtutorat des Eucor-Projektes Wissensräume am Oberrhein: „Die Humanisten-bibliothek in Schlettstadt“ (Straßburg/Basel/Freiburg) bei Prof. Dr. Birgit Studt und Prof. Dr. Martina Backes |
10/2018 |
freie Übersetzungstätigkeit (frz.-dt.) für das Historischen Kolleg in München |
SoSe 2018 |
Internationale Projektkoordination und Sprachtutorat des Eucor-Projektes Materialität: „Textilien und Kleidung im Mittelalter“ (Straßburg/Basel/Freiburg) bei Prof. Dr. Birgit Studt und Prof. Dr. Martina Backes |
SoSe 2018 |
Tutorin am Historischen Seminar zum Proseminar „Frankreich im 15. Jahrhundert“ bei PD Dr. Laury Sarti |
3/4-2018 |
Praktikum am Deutschen Historischen Institut Paris (Max-Weber Stiftung) im Bereich „Forschung“ mit Schwerpunkt auf Mittelalterlicher Geschichte bei Prof. Dr. Rolf Große |
WS 2017/2018 |
Tutorin am Historischen Seminar zum Proseminar „Der Hundertjährige Krieg“ bei PD Dr. Laury Sarti |
2011-2016 |
Bachelorstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in den Fächern Geschichte (HF) und Kunstgeschichte (NF) Bachelorarbeitstitel: Ludwig VII., Frankreich und die Frühphase des Alexandrinischen Schismas (1159-1164) |
9/2016- 2/2021 |
Wissenschaftliche Hilfskraft im Universitätsmuseum „Uniseum“ Freiburg |
10/2015-2/2021 |
Tutorin am Historischen Seminar zur Einführungsvorlesung in die Geschichtswissenschaft (Antike bis Neuzeit) bei Prof. Dr. Jürgen Dendorfer |
2013-2015 |
Tagungskoordinationen für das „Deutsch-französisches Forschungsatelier“ von Dr. Jessika Nowak (Baden-Württemberg Stiftung) |
Förderungen und Preise
09/2021 |
Stipendiatin für den 10. Sommerkurs „Wissensorganisation im Mittelalter. Die Universitas“ der Universität Zürich, Prof. Dr. Anja-Silvia Göing |
09/2018 |
Stipendiatin des Deutschen Historischen Instituts Paris für das Programm München für Mediävisten 2018 (Max-Weber Stiftung) |
10/2014 |
Preisträgerin des Essaywettbewerbs zum Interdisziplinären Studientag Karl der Große, Byzanz und der Islam – Transkultureller Austausch in der Zeit um 800 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg für den Essay „Die Metamorphose des Weströmischen Reiches. Überlegungen zum Wandel einer politischen Identität“ (Adelhausen Stiftung) |
08/2014 |
Stipendiatin der Dr. Franz J. Vogel Sommerschule des DRV LOEWE-Schwerpunkt Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung, Frankfurt am Main (gehaltener Gastvortrag: Das in Vergessenheit geratene Kloster Ottmarsheim im Elsass) |
07/2013 |
Preisträgerin des Essaywettbewerbs Canossa des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte I Abteilung Landesgeschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg für den Essay „Das Geheimnis zu langweilen besteht darin, alles zu sagen“ |
Publikationen
Aufsätze und Tagungsbeiträge
Die Gestaltwandlerin. Zur politischen Widerstandsfähigkeit der Pariser Universität im 15. Jahrhundert, erscheint in: dem Sammelband „Landesuniversitäten“, hrsg. v. Sigrid Hirbodian/Jörg Peltzer (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 88). |
Anne Greule, Maria-Elena Kammerlander, Tagungsbericht: „Von Rohem und Gekochtem“. Interdisziplinärer Workshop für eine Standortbestimmung der mediävistischen Wissensgeschichte, in: H-Soz-Kult, 13.10.2023. |
Jean de Salisbury et le tyrannus teutonicus. Critique de la gouvernance impériale au 12ème siècle, in: Les intellectuels face à l’idée impérial, hrsg. v. Nathalie Gorochov, Pauline Spychala u. Gabriel Redon (Gallimard) [in Vorbereitung]. |
Begleitband zur Ausstellung: (mit Stoeßel, Helen/Schätzle, Dominik u.a.): Barbarossa. Bewundert, gefürchtet, benutzt, hrsg. v. Knut GÖRICH u. Heinz KRIEG (Veröffentlichung des Stadtarchiv Göppingen Bd. 54), Göppingen 2015. |
Vorträge
2023
10.06.2023 |
Vortrag »Von Kritikern, Leugnern und Entdeckern. Wissensgeschichtliche Einblicke in die Entstehung einer Universität im Paris des 12. Jahrhunderts« im Kolloquium von Jun.-Prof. Dr. Étienne Doublier und Karl Ubl, Köln |
05.-08.03.2023 |
A Forced Foundation: The Medicants´Role in the Foundation of a University in Toulouse in the 13th Century” im Rahmen des IMC Leeds 2023, Sektion “Mendicant Networks III: Universities”, organisiert von Cornelia Linde und Robert Friedrich (Greifswald) |
05.-08.03.2023 |
Vortrag »Erkenntnis durch Erleuchtung. Die normative Gestaltungskraft universitärer Specula des ausgehenden Hochmittelalters« auf dem auf dem 19. Symposium des Mediävistenverbandes e. V. |
2022
22.09.2022 |
Vortrag »La fille du roy. Zur gesellschaftlichen Bedeutung einer Universität in Paris (15. Jahrhundert«, im Rahmen der Tagung Moyen Âge vs. Mittelalter? Deutsch-französisches Mittelalter von Prof. Dr. Georg Jostkleigrewe und Prof. Dr. Klaus Oschema, Halle a. S. |
07.07.2022 |
Sektionsorganisation und -leitung der Doppelsession »Going beyond borders. Dimensions of a Medieval Concept: Perceptions of Borders from Ottonian to Staufian Era I + II«, darin der Vortrag »Somewhere in Between? Thoughts on the Formative Potential of the Worldview Otto and Rahewin of Freisingʼs Historia de duabus civitatibus« im Rahmen des International Medieval Congress 2022 mit dem Thema „Borders“, Universität Leeds, UK |
09.05.2022 |
Vortrag »Parens Scientiarum. Die Pariser Schulen des 12. und 13. Jahrhunderts aus wissensgeschichtlicher Perspektive« im Rahmen des Kolloquiums von Prof. Dr. Karl Ubl und Jun.-Prof. Étienne Doublier, Köln (Covid-19-bedingt ausgefallen, Nachholtermin SoSe 2023) |
22.04.2022 |
Vortrag »Zensur als politische Praxis des Pariser Gelehrtenmilieus im ausgehenden Hochmittelalter« im Rahmen eines ersten Netzwerktreffens zur Vorbereitung eines DFG-Antrags von Jessika Nowak und Julia Bruch, Wuppertal/Köln (digital) |
14.01.- 15.01.2022 |
Vortrag »Politische Öffentlichkeiten im Mittelalter. Reine Definitionssache?« im Rahmen des Oberseminars von Prof. Dr. Birgit Studt, Freiburg im Breisgau |
2021
30.08.-03.09.2021 |
Sommerschule »Wissensorganisation im Mittelalter: Die Universitas« des Kompetenzzentrum Zürcher Mediävistik, Prof. Dr. Anja-Silvia Göing, Zürich |
22.11.2021 |
Vortrag »De Arche Noe pro archa sapientie. Zur identitätsstiftenden Funktion mittelalterlicher Wissenskonzepte des 12. Jahrhunderts« im Rahmen des Kolloquiums von Prof. Dr. Jörg Rogge und Prof. Dr. Steffen Krieb, Mainz |
10.-11.12.2021 |
Vortrag »Reditus Regni ad stirpem Karoli. Zur politischen Gestaltungskraft genealogischen Wissens am kapetingischen Königshof« im Rahmen der Tagung »Konstruktion, Darstellung und Rezeption genealogischen Wissens in Mittelalter und Früher Neuzeit« von Guiseppe Cusa und Thomas Dorfner, Aachen |
04.06.2021 |
Vortrag »Altes Wissen, neue Wege – Die Pariser Schulen aus wissensgeschichtlicher Perspektive« im Rahmen der digitalen Tagung »Hochmittelalter-Tage«, Bochum/Wuppertal |
06.07.2021 |
Vortrag »The Fool´s Festivals of the High Middle Ages: Excess as Criticism Meets Criticism of Excess« im Rahmen des digitalen Kongresses »International Medieval Congress«, Leeds (UK) |
05.07.2021 |
Sektionsleitung »Political Climate in the Early and High Middle Ages: Changes, Upheals, and their Consequences« im Rahmen des digitalen Kongresses »International Medieval Congress«, Leeds (UK) |
2020
08.07.2020 |
Vortrag »Medieval Border Concepts and the Knowledge of Space« (Session 1023 I: Going beyond borders: Dimensions of a medieval concept, Organizer: Lisa Klocke, Maria Kammerlander, Leeds, UK |
23.04.2020 |
Vortrag »Vergemeinschaftung durch Wissen? Das universitäre Imaginär und die Entstehung der Universität Paris zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert« im Kolloquium von Prof. Dr. Jan Rüdiger, Basel |
27.02.2020 |
Vortrag »Fremdheit erkennen. Hochmittelalterliche Gesandtenberichte aus kulturwissenschaftlicher Perspektive« zum 4. Basler Mittelaltertag von Prof. Dr. Jan Rüdiger, Basel |
09.10.2020 |
Vortrag »John von Salisbury und der tyrannus teutonicus – Kritik imperialer Herrschafts­ausübung im 12. Jahrhundert« auf der internationalen Tagung «Les intellectuels face à l’idée impérial» als Colloque international des Deutschen Historischen, der Université Paris-Est Créteil et der Université Paris-Est Marne-la-Vallée von Prof. Dr. Natalie Gorochov und Prof. Dr. Rolf Große, Paris |
31.01.2020 |
Vortrag »Wissenszirkulation im Stadtraum Paris (11.-13. Jahrhunderts)« (Oberseminar von Prof. Dr. Birgit Studt, Freiburg |
2019
16.10.2019 |
Vortrag »L’imaginaire universitaire. Nouvelles perspectives sur la genèse de l’Université de Paris (XIe‒XIIIe s.)« im Séminaire dʼhistoire médiévale des Deutschen Historischen Instituts in Paris und der École pratiques des hautes études von Prof. Dr. Rolf Große und Prof. Dr. Laurent Morelle, Diskussionsleitung: Prof. Dr. Thierry Kouamé (Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne), Paris |
01.07.2019 |
Vortrag »The Imagined Woman? Portrayals of Blanche of Castile in a Historical Context« (Session 310 I: Exploring Gender and Power in Europe and the Crusader States, International Medieval Congress, Leeds, UK |
11.06.2019 |
Vortrag »Das universitäre Imaginär – eine neue Perspektive auf die Entstehung der Universität Paris« als Werkstattbericht im Oberseminar für laufende Forschungsarbeiten in der Mediävistik von Prof. Dr. Christine Reinle, Prof. Dr. Stefan Tebruck und Prof. Dr. Cora Dietl, Gießen |
31.05.2019 |
Vortrag »Vergemeinschaftung durch Wissen? Das universitäre Imaginär und die Entstehung der Universität Paris zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert« im Oberseminar von Prof. Dr. Birgit Studt, Freiburg |
13.05.2019 |
Vortrag »Vergemeinschaftung durch Wissen? Theorie, Methodik, Quellen« an der Graduiertenschule Humanities, Freiburg |
22.04.2019 |
Vortrag »Friedrich I., Beatrix und die Grafschaft Burgund« am 3. Basler Mittelaltertag von Prof. Dr. Jan Rüdiger, Basel |
18.01.2019 |
Vortrag »Die erfundene Frau? Zum Frauenbild in der Scholastik des ausgehenden Hochmittelalters« auf der Eucor-Tagung „Neue Eliten? Werdung, Wahrnehmung, Wandlung“, Basel-Freiburg, 18./19. Januar 2019 von Dr. Jessika Nowak, Dr. Heinz Krieg, Benjamin Torn, Maria Kammerlander, Freiburg im Breisgau |
Lehrveranstaltungen
SoSe 2024 | Proseminar: Überall Tyrannen? Politischer Widerstand im Mittelalter |
WS 2023/2024 | Proseminar: Zwischen Integration und Exklusion. Das englische und französische Königreich im Hochmittelalter |
SoSe 2023 | Proseminar: Gegensätze ziehen sich an. Paris als Erfahrungsraum im Mittelalter |
WS 2022/2023 | Proseminar: Zwischen Vertrauen und Skepsis. Autorität(en) im spätmittelalterlichen Westeuropa Übung: In medias res. Grundlagen des mediävistischen Arbeitens |
Letzte Aktualisierung: 12.03.2024