Lehrveranstaltungen im WiSe 2007/2008
Vorlesungen
Birgit Studt
Europa im Spätmittelalter
Do. 11:00h c.t. – 13:00h, HS 3044, KG III
Die Vorlesung behandelt die Zeit von ca. 1200 bis zu den Anfängen der reformatorischen Bewegung zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Wie kaum einer anderen Epoche werden dem späteren Mittelalter Vielfalt und Gegensätzlichkeit attestiert, was gleichzeitig zu seiner kontroversen Einschätzung als Zeit des Verfalls und Niedergangs, aber auch als Aufbruch in die Neuzeit geführt hat. Daher sollen nicht nur Höfe und Staatenwelt, sondern auch die häufig als krisenhaft beschriebenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den Blick genommen werden. Frömmigkeit und Reformbewegungen, die zunehmende Internationalisierung der Reiche und Regionen Europas mit der Durchsetzung des Kirchenrechts und der Intensivierung der kurialen Verwaltungspraxis werden ebenso thematisiert werden wie die Bildungsbewegung von Humanismus und Renaissance, die Verdichtung der Kommunikation während der großen Reformkonzilien des 15. Jahrhunderts und die Expansion der Laienbildung. Nicht zuletzt ist auf die Bedeutung des Buchdrucks für die rasche Verbreitung von neuen Ideen und Konzepten einzugehen
Zuordnung für BA-Studiengänge: Vertiefung Mittelalterliche Geschichte; 4 ECTS.
Literatur: Ulf Dirlmeier / Gerhard Fouquet / Bernd Fuhrmann: Europa im Spätmittelalter, 1215-1378 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte 8). München 2003; Erich Meuthen: Das 15. Jahrhundert (Oldenbourg Grundriß der Geschichte 9). München 42006.
Hauptseminar
Birgit Studt
Habitus und Lebensstile im Rom der Renaissance
Mo. 14:00h c.t. - 16:00h, ÜR 2 KG IV
Spätestens seit der ?Konstantinischen Wende? sah sich die christliche Kirche dauerhaft im Spannungsfeld zwischen dem evangelischen Rat der Armut um Christi willen einerseits und dem Anliegen, ein Stück der Herrlichkeit der ?Ecclesia triumphans? sichtbar werden zu lassen, andererseits. In besonderer Weise galt das für das Papsttum, das sich in Auseinandersetzung mit den weltlichen Mächten herausgefordert sah, die eigene Souveränität auch durch eine angemessene Hofhaltung und ein standesgemäßes Zeremoniell zu dokumentieren. Am römischen Papsthof der Renaissance traf dieses Bedürfnis auf die Kategorie der humanistischen ?Liberalitas? und das Streben zahlreicher Kurienpersönlichkeiten, ihren Status durch eine opulente, ihrer oft adligen Herkunft entsprechende Selbstinszenierung zu manifestieren. In diesem Ambiente entwickelten sich Lebensstile zwischen weltlichem Luxus und gelehrter Bescheidenheit, die natürlich vor dem Hintergrund der besonderen kirchlichen Absage an die Schätze dieser Welt stets umstritten und legitimationsbedürftig blieben.
Literatur: D?Amico, John F.: Renaissance humanism in papal Rome. Humanists and churchmen on the eve of the reformation. Baltimore u. London 1983; Brezzi, Paolo / Maristella de Panizza Lorch (Hgg): Umanesimo a Roma nel Quattrocento. Rom u. New York 1984; Meuthen, Erich: Ein ?deutscher? Freundeskreis an der römischen Kurie in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Von Cesarini bis zu den Piccolomini. In: AHC 27/28 (1995/96). Bd. 1, S. 487-542.
Bemerkung: Eine Anmeldung ist zu Semesterende oder während der vorlesungsfreien Zeit erforderlich ? entweder persönlich in der Sprechstunde oder per email an: birgit.studt@geschichte.uni-freiburg.de
Proseminare
Andreas Bihrer
Kulturtransfer im Mittelalter - Aktuelle Fragestellungen kulturwissenschaftlicher Forschungen
Di. 09:00h c.t. - 11:00h, Wilhelmstraße 26 HS 00-016
Aktuell intensiv diskutierte Modethemen, die mit Labels wie ?Transnationale Geschichte? und ?Neue europäische Geschichte?, wie ?Shared History? und ?Histoire croisée? etikettiert werden, bedürfen in besonderem Maß einer kritischen Überprüfung, um die Potentiale und Grenzen dieser neuen Konzepte bestimmen zu können. In dem Proseminar werden wir diese kulturwissenschaftliche Diskussion anhand von theoretischen Texten nachvollziehen und nach deren Anschlussfähigkeit für die konkrete Arbeit mit mittelalterlichen Quellen fragen. Die Bereitschaft aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer, umfangreiche und komplexe theoretische Texte regelmäßig und intensiv vorzubereiten sowie eigene Stellungnahmen schriftlich zu formulieren, bildet die Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Seminar. Die Texte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt, der zu Beginn des Semesters erworben werden kann.
Übungen
Birgit Studt
Vespasiano da Bisticci. Le vite
Mi. 14:00h c.t. - 16:00h, ÜR 2 KG IV
Vespasiano da Bisticci, florentinischer Buchhändler und Verleger (1421-1498), hat eine umfangreiche Sammlung von Biographien von Zeitgenossen verfasst, mit denen er durch seine berufliche Tätigkeit in Kontakt gekommen ist. Bisticci ließ kostbar ausgestattete Handschriften herstellen, antike Texte und humanistische Texte kopieren und legte damit den Grundstock für bedeutende Bibliotheken seiner Zeit, etwa die seines Förderers Lorenzo de Medici. Seine Auftraggeber und Geschäftspartner gehörten zur kirchlichen, politischen und gelehrten Elite der Zeit, und so stellten die 300 Vite eine bedeutende Quelle für die italienische Frührenaissance dar. Obwohl diese Sammlung nicht an den Rang der Werke großer italienischer Historiographen wie Macchiavelli oder Guicciardini heranreicht, gelingt es Bisticci, die besondere Atmosphäre seiner Zeit einzufangen. In der Übung sollen an ausgewählten Beispielen die unterschiedliche Typen von männlichen wie weiblichen Lebensentwürfen des Quattrocento erarbeitet und in einem zweiten Schritt die Vite mit anderen Formen zeitgenössischer Biographik vergleichen werden.
Literatur:Große Männer und Frauen der Renaissance. 38 biographische Porträts, auswählt, übersetzt und eingeleitet von Bernd Roeck. München 1995; Jürgen Petersohn, Die Vita des Aufsteigers. Sichtweisen gesellschaftlichen Erfolgs in der Biografik des Quattrocento, in: HZ 250 (1990), S. 1-32.
Michael Matzke
Münzen als historische Quellen - Einführung und praktische Arbeit an südwestdeutschen Beispielen (mit Exkursion)
Do. 14:00h c.t. - 16:00h, HS 1222 KG I
Münzen gehören zu den wichtigsten und am dichtesten überlieferten archäologischen Objekten, die einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Alten und Mittelalterlichen Geschichte leisten können, aber mangels einschlägiger Fachkenntnis und Erfahrung nur selten angemessen berücksichtigt werden. Die Übung wendet sich daher an die Studierenden aller einschlägigen Fachgebiete, insbesondere der historischen und archäologischen Disziplinen, und soll die notwendigen Grundkenntnisse und praktische Erfahrung zur Bestimmung und Interpretation von antiken und mittelalterlichen Münzen vermitteln. Dabei werden Geld und Münzen der Region am Oberrhein im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Eine historische Exkursion nach Augst und Basel mit dem Besuch der dortigen Münzsammlungen ist Teil der Übung. Exkursion am Sa 10.11.2007 ganztägig nach Augusta Raurica und Basel (in Zusammenarbeit mit dem Alemannischen Institut und Dr. Markus Peter, Römermuseum Augusta Raurica) Anmeldung telefonisch oder per E-Mail erbeten an: 0761-150 675-70 oder alemannisches-institut@t-online.de Vorbesprechung: Mittwoch, 24.10. um 18.15 Uhr in der Bibliothek des Alemannischen Instituts (Bertoldstr. 45).
Bemerkungen: Anmeldung per email erbeten an: Michael.Matzke@bs.ch
Kolloquien
Birgit Studt
Oberseminar
In der Veranstaltung werden laufende und kürzlich abgeschlossene Forschungsvorhaben vorgestellt sowie neuere methodische Ansätze, aktuelle Kontroversen oder zentrale Neuerscheinungen zur spätmittelalterlichen Geschichte und zur Mediävistik diskutiert. Es richtet sich an fortgeschrittene Studierende, Examenskandidaten/innen und Doktoranden/innen. Das Seminar findet als Blockveranstaltung voraussichtlich am 18./19. Januar statt.
Bemerkung: Blockseminar. Nur auf persönliche Einladung.
Birgit Studt
Examenskolloquium
Mi. 18.00h c.t. – 20.00h wöchentl., Wilhelmstarße 26 HS 00-016
Das Kolloquium wendet sich an Examenskandidaten/innen und fortgeschrittene Studierende. Es dient der Vorbereitung auf das Examen (Staatsexamen, Magister, Anfertigung der Abschlussarbeit).
Bemerkung: Beginn 24.10.2007