Lehrveranstaltungen im WiSe 2015/2016
Vorlesungen
Politik und Diplomatie im Spätmittelalter
Dozierende
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Prof. Dr. Birgit Studt |
Uhrzeit
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Mittwoch 12:00-14:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 3219 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11V-20151610 |
Kommentar
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Für die Entwicklung politischer Kommunikationsformen nimmt das Spätmittelalter – neben der Karolingerzeit – eine Schlüsselstellung ein. Denn bereits hier waren Tendenzen der Professionalisierung, Verrechtlichung und Institutionalisierung angelegt, die von der Forschung lange als spezifische Merkmale der modernen diplomatischen Praxis beschrieben worden sind. In der Vorlesung werden ausgehend von wichtigen Knotenpunkten der europäischen Politik des 13. bis 15. Jahrhunderts verschiedene Typen politischer Versammlungen vorgestellt und Fragen diplomatischer Praxis erörtert, wie Rang und Repräsentation, Vertrauen und Loyalität, Erfahrung und Professionalität. Dabei werden grundlegende kommunikationsgeschichtliche Aspekte, die als Schlüsselphänomene in der Mediävistik diskutiert werden, wie das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Symbolik und Zeremoniell, Öffentlichkeit und Geheimnis, behandelt und klassische Felder der Diplomatie (geistliches und weltliches, fürstliches und kommunales Gesandtschaftswesen) beleuchtet. |
Ringvorlesung Mittelalter- und Renaissance-Forschungen
Dozierende
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Prof. Dr. Birgit Studt und Prof. Dr. Jürgen Dendorfer |
Uhrzeit
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Mittwoch 18:00-20:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 1015 |
Veranstaltungsnummer
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00LE00V-ID120987 |
Kommentar
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Die Ringvorlesung "Mittelalter- und Renaissance-Forschungen" ist ein zentraler Bestandteil des Masterstudiengangs "Mittelalter- und Renaissance-Studien (MaRS)" und gleichzeitig die offizielle Vortragsreihe des Freiburger Mittelalterzentrums. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Freiburg sowie anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen präsentieren hier ihre Arbeit einem interdisziplinären Fachpublikum. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Programm wird rechtzeitig per Aushang bekannt gegeben. Bitte achten Sie auf die entsprechenden Plakate oder informieren Sie sich unter www.mittelalterzentrum.uni-freiburg.de. |
Hauptseminare
Maximilian I. - Politik und Publizistik
Dozierende
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Prof. Dr. Birgit Studt |
Uhrzeit
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Dienstag, 10:00-13:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 1134 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11S-20151629 |
Kommentar
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Dass Kaiser Maximilian I. (1459-1519) heute eine der populärsten Herrschergestalten des ausgehenden Mittelalters gilt, liegt sicherlich auch an seiner ausgesprochenen „Öffentlichkeitsarbeit“, für die er die ganze Breitbreite an verfügbaren Schrift-, Druck- und Bildmedien nutzte. Sehr bewusst um seinen Nachruhm bemüht, wollte Maximilian ein ganz bestimmtes Bild von sich erinnert wissen. Im Entwurf der avanciertesten Künstler und Literaten, die er an seinen Hof holte, erscheint eine doppelgesichtige Persönlichkeit: der letzte Ritter, der eine repräsentative Hofkultur mit prächtigen Turnieren und Jagden pflegte, aber auch der Monarch, der Regierung und Verwaltung modernisierte, ausgedehnte Kriege führte und mit seiner dynastischen und imperialen Politik die Grundlagen für die habsburgische Großmacht in Europa legte. Das Seminar will in einzelnen politik-, diplomatiegeschichtlichen und medien- und kulturgeschichtlichen Zugriffen diesen unterschiedlichen Inszenierungen, Wahrnehmungen und Deutungen der Figur und der Herrschaft Maximilians nachgehen. |
Literatur
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Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit. Hg. v. Eva Michel / Manfred Hollegger. Ausstellungskatalog Wien. München 2012. Manfred Hollegger: Maximilian I. (1459 – 1519). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende. Stuttgart 2005.Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit. Hg. v. Eva Michel / Manfred Hollegger. Ausstellungskatalog Wien. München 2012. Manfred Hollegger: Maximilian I. (1459 – 1519). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende. Stuttgart 2005. |
Proseminare
Juden und Christen im Mittelalter
Dozierende
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Dr. Steffen Krieb |
Uhrzeit
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Dienstag 10:00-12:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 1023 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11S-20151639 |
Kommentar
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Juden waren seit der Spätantike in Europa ansässig, zunächst in Spanien und Italien, später auch an Marktorten und in den alten Bischofsstädten des Frankenreichs. Seit dem 9. Jahrhundert bildeten sich entlang der großen Handelswege die ersten größeren jüdischen Gemeinden. Ab dem 11. Jahrhundert war ihre Existenz auch in den Bischofsstädten des römisch-deutschen Reiches die Regel. Kennzeichnend für die Geschichte der Juden im Mittelalter war ihr Status als einzige geduldete religiöse Minderheit. Ihr Verhältnis zur christlichen Mehrheitsgesellschaft war geprägt durch einen Wechsel von Phasen der Verfolgung und Vertreibung mit Phasen der friedlichen Nachbarschaft oder gar gleichberechtigter Teilhabe am städtischen Leben. Im Seminar werden die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Grundbedingungen jüdischen Lebens thematisiert werden. Besonderes Augenmerk gilt den Beziehungen mit einer religiös und sozial fremden Umwelt und den Problemen der Selbstbehauptung einer Minderheit. Von entscheidender Bedeutung sind dabei die Entstehungsbedingungen und Folgen des Fremdbildes der Mehrheitsgesellschaft sowie das in Reaktion auf das Leben in einer nichtjüdischen Umwelt entstehende Selbstbild. |
Literatur
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Haverkamp, Alfred (Hg.): Juden und Christen zur Zeit der Kreuzzüge, Sigmaringen 1999 (Vorträge und Forschungen, 47). Toch, Michael: Die Juden im mittelalterlichen Reich (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 44), 3. Auflage, München 2013. |
Pilger, Missionare, Kaufleute - Fernreisen im Mittelalter
Dozierende
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Dr. Steffen Krieb |
Uhrzeit
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Dienstag 14:00-16:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 1023 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11S-20151640 |
Kommentar
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Trotz der damit verbundenen Mühen und Gefahren gehörte das Reisen für viele Menschen des Mittelalters zu einer zwar nicht alltäglichen, aber dafür umso nachhaltigeren Erfahrung, die sie in Reiseberichten festhielten und weitergaben. Einer der häufigsten Reiseanlässe war der Wunsch, am Grab eines berühmten Heiligen zu beten, wodurch die Gläubigen nicht nur zu Orten der näheren Umgebung, sondern bis nach Rom, Santiago de Compostela oder zum Fegefeuer des heiligen Patrick nach Irland gelangten. Im Gefolge der Kreuzzüge und auch noch nach dem Verlust der heiligen Stätten in Palästina reisten Pilger ins Heilige Land, um durch den Besuch der Orte des Wirkens Christi auf Erden ihr eigenes Seelenheil zu sichern. Neben die religiösen Motive traten bereits seit dem 13. Jahrhundert weitere Reiseanlässe und -ziele, die das empirische Wissen der Europäer über die Welt erweiterten und zu intensiven Kontakten mit anderen Kulturen führten. Neben die diplomatischen Missionen zu den Mongolen und die Reisen von Kaufleuten auf der Suche nach den Kostbarkeiten Asiens sind auch die Anfänge der „Grand Tour“ zu stellen, die bis ins 19. Jahrhundert hinein zur Ausbildung junger Adeliger gehörte. Die in den Reiseberichten niedergelegten Erfahrungs- und Wissensbestände bewirkten Veränderungen im Weltbild, das die Grundlage für die Entdeckungen und die Expansion Europas am Beginn der Neuzeit bildete. Im Mittelpunkt des Seminars stehen Reisen in die Randzonen Europas und nach Übersee, i.e. den Nahen Osten, Zentral- und Ostasien. Die in diesem Kontext entstandenen Reiseberichte und weitere Quellen sollen im Hinblick auf die Konfrontation mit fremden Kulturen, Sprachen, Verhaltensweisen und Religionen analysiert werden. Zudem wird gefragt, ob und auf welche Weise die auf Reisen gemachten Erfahrungen in traditionelle Deutungshorizonte integriert wurden oder zu deren Erschütterung beitrugen. Schließlich soll durch die Einbeziehung von Berichten außereuropäischer Reisender auch ein Blick von außen auf unseren Kontinent geworfen werden. |
Literatur
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Reichert, Folker: Erfahrung der Welt. Reisen und Kulturbegegnung im späten Mittelalter, Stuttgart 2001.
Reichert, Folker (Hg.): Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter, Darmstadt 2009 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 46).
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Die Hanse
Dozierende
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Marco Tomaszewski |
Uhrzeit
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Dienstag 14:00-16:00 Uhr c.t. |
Raum
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Breisacher Tor R206 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11S-20151637 |
Kommentar
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Lufthansa, Hansaplast, die Hansestädte oder der Begriff des Hanseaten: Als Markenname oder Identitätsmerkmal ist die Hanse noch heute von Bedeutung. Diese Hanse, die im Mittelalter entstand und sich seit dem 17. Jahrhundert allmählich aufzulösen schien, stellt das Thema des Seminars dar. Anhand moderner, an staatlichen oder wirtschaftlichen Organisationsformen orientierten Kategorien lässt sich das Phänomen Hanse schwer fassen. Sie diente vor allem den Handelsinteressen der in ihr zusammengeschlossenen Kaufleute, spielte dabei aber auch politisch eine Rolle. Neben einer allgemeinen Einführung in die Geschichte der Hanse gibt das Seminar auch grundlegende Einblicke in Herrschaftsstrukturen und Wirtschaftsräume des vormodernen Europa, greift Fragen der vormodernen Wirtschafts-, Handels- und Sozialgeschichte, der Stadtgeschichte und städtischer Konflikte auf. Außerdem werden Aspekte der Alltags- und Kulturgeschichte vormoderner Kaufleute behandelt. Mit der Frage, wie die Hanse von der Geschichtswissenschaft interpretiert wurde, soll auch die Forschungsgeschichte betrachtet werden. Unter dem Einfluss älterer Forschungsmeinungen wird noch immer häufig von mittelalterlichem Aufstieg und Blüte sowie frühneuzeitlichem Niedergang der Hanse gesprochen. Allerdings hat die Hanse weder ein festes Gründungsdatum noch ein eindeutig bestimmbares Ende. Das Seminar nimmt deshalb den großen Zeitraum vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit in den Blick. Dabei soll eine möglichst unvoreingenommene Perspektive auf das Phänomen der Hanse gewonnen werden, wobei vor allem die spezifischen Strukturen und Funktionsweisen der Hanse im Mittelpunkt des Interesses stehen, ohne diese schon vorher zu bewerten. |
Literatur
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Hammel-Kiesow, Rolf: Die Hanse, 5., aktual. Aufl. München 2014; Jahnke, Carsten: Die Hanse, Stuttgart 2014; |
Geschichtsschreibung im Spätmittelalter
Dozierende
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Ina Serif |
Uhrzeit
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Mittwoch 16:00-18:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 1034 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11S-20151638 |
Kommentar
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Geschichtsschreibung wurde im Mittelalter lange Zeit nur von einem kleinen Kreis von Gelehrten betrieben.Im Übergang zum Spätmittelalter lassen sich große gesellschaftliche Veränderungen feststellen, die auch vor dem Bereich der Geschichtsschreibung nicht Halt machten: Auch Schichten abseits vom Klerus interessierten sich zunehmend für ihre Vergangenheit und verlangten nach Texten in den Volkssprachen. Dies führte sowohl zu einem Anstieg der Literaturproduktion im Allgemeinen als auch zum Aufkommen neuer historiographischer Gattungen spätestens seit dem 14. Jahrhundert. Neben die traditionsreichen Universalchroniken oder Klosterannalen traten neue Formen wie Stadt- oder Familiengeschichtsschreibung.Dieser neuen Vielfalt der Geschichtsschreibung soll im Seminar bis ins 16. Jahrhundert hinein nachgegangen werden. Neben der Funktion der Erinnerung (memoria) sollen weitere Funktionen historiographischer Werke ausgemacht und ihre unterschiedlichen Entstehungs- und Überlieferungsgeschichten betrachtet werden. Aspekte der Produktion und Rezeptionspielen dabei ebenso eine Rolle wie die Frage nach dem Umgang mit und der Weitergabe von historischem Wissen. Hierzu werden exemplarische Werke vorgestellt und gemeinsam anhand aktueller Ansätze analysiert und diskutiert. Gleichzeitig wird der Umgang mit mittelalterlichen Quellen und den im Tutorat vermittelten Hilfswissenschaften eingeübt. Neue Zugänge zu historiographischen Texten und aktuelle Ansätze in der Forschung sollen kennengelernt und diskutiert werden. |
Literatur
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Rau, Susanne und Birgit Studt (Hrsg.): Geschichte schreiben. Ein Quellen- und Studienhandbuch zur Historiographie (ca. 1350 – 1750). Berlin 2010; Johanek, Peter: Geschichtsüberlieferung und ihre Medien in der Gesellschaft des späten Mittelalters. In: Meier, Christel (Hrsg.): Pragmatische Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur. München 2002, S. 339-358. |
Bemerkung
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Das Tutorat von Charlotte Stein zu diesem Proseminar findet dienstags 14-16 Uhr in der Bismarckallee R5 statt. |
Übungen
Adelige Erinnerungskulturen im spätmittelalterlichen Europa
Dozierende
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Dr. Steffen Krieb |
Uhrzeit
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Mittwoch 14:00-16:00 Uhr |
Raum
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Breisacher Tor R106 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11Ü-20151629 |
Kommentar
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Für den europäischen Adel des späten Mittelalters war der legitimierende Bezug auf ein altes und vornehmes Herkommen von so großer Bedeutung, dass in der neueren Forschung mit einigem Recht vom „Adel als Erinnerungsgemeinschaft“ gesprochen werden kann. Die historische Legitimation von Herrschaft und sozialer Privilegierung war jedoch allein nicht ausreichend und stand daher neben und zugleich in Konkurrenz zu religiös, ethisch und juristisch fundierten Begründungen des Adels. In der Übung sollen Quellen zur Erinnerungskultur von Adelsformationen verschiedener europäischer Regionen erschlossen und auf ihre Rolle für deren Legitimation, Repräsentation und Selbstverständnis befragt werden. Dabei sollen Beispiele aus dem römisch-deutschen Reich, Burgund, Frankreich, England und Italien in den Blick genommen werden. Daher wird von den Teilnehmern die Bereitschaft zur intensiven Lektüre lateinischer und volkssprachiger Texte älterer Sprachstufen erwartet. |
Literatur
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Oexle, Otto Gerhard (Hg.): Memoria als Kultur, Göttingen 1995 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 121).
Tscherpel, Gudrun: The importance of being noble. Genealogie im Alltag des englischen Hochadels in Mittelalter und früher Neuzeit, Husum 2004.
Sterchi, Bernhard: Über den Umgang mit Lob und Tadel. Normative Adelsliteratur und politische Kommunikation im burgundischen Hofadel, 1430-1506, Turnhout 2005 (Burgundica, 10). |
The History Manifesto - Welche Rolle spielt Geschichte im 21. Jahrhundert?
Dozierende
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Marco Tomaszewski |
Uhrzeit
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Mittwoch 14:00-16:00 c.t. Uhr |
Raum
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Bismarckalle 22 R4 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11Ü-20151630 |
Kommentar
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„A spectre is haunting our time: the spectre of the short term.“ Mit diesen auf das kommunistische Manifest verweisenden Worten beginnen Jo Guldi und David Armitage ihr im letzten Jahr erschienenes „Historisches Manifest“. Sie konstatieren darin eine gewisse öffentliche Geschichtsvergessenheit und eine steigende Tendenz zur kurzfristigen Planung und Perspektive derzeitiger Entscheidungsträger. Die aktuelle Geschichtswissenschaft sei, so Guldi und Armitage, von diesem „Kurzzeitgespenst“ aber ebenso befallen, da ihre Untersuchungsperspektiven und -interessen analog zum allgemeinen Trend ebenfalls immer kleinteiliger würden. Damit einhergehe, so die Autoren, ein wachsender Bedeutungsverlust der Geschichtswissenschaft, der bezeichnenderweise gerade mit zunehmender Professionalisierung und Spezialisierung zusammenhänge. Um dem entgegen zu wirken seien Historiker dazu aufgerufen, sich bei der Öffentlichkeit und bei Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen wieder stärker Gehör zu verschaffen. Man müsse wieder öffentlich deutlich machen, dass historische Zusammenhänge und Entwicklungen, vor allem solche der langen Dauer, wichtig für das Verständnis unseres gegenwärtigen Handelns und für die Planung der Zukunft seien. Anstatt sich in immer kleinteiliger und spezialisierter werdenden Fallstudien zu verlieren, sollten Historiker also mehr die großen Zusammenhänge in den Blick nehmen und außerdem auf öffentliche Wirkung abzielen. Die Fragen, die im „History Manifesto“ aufgeworfen werden, gehen alle an, die sich mit Geschichte befassen: Geschichtswissenschaftler, -studierende, -lehrer, -journalisten und -interessierte. Wie sollte Geschichtswissenschaft betrieben werden? Wie wird sie gegenwärtig betrieben? Welches Selbstverständnis haben wir als Historiker und Historikerinnen? Welchen Einfluss kann und sollte Geschichtswissenschaft auf die Öffentlichkeit nehmen? Inwiefern kann man aus der Geschichte überhaupt Handlungsanweisungen für die Gegenwart und Zukunft gewinnen? In der Übung sollen diese und weitere grundsätzliche Fragen über die Aufgabe, Rolle und Relevanz von Geschichtswissenschaft diskutiert werden. Basis der Diskussion bildet die genaue Lektüre des „History Manifesto“ und weiterer grundlegender Texte. Die Übung richtet sich an Studierende aller Epochen und Semester. |
Literatur
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Guldi, Jo; Armitage, David: The History Manifesto, Cambridge 2014. Online verfügbar unter URL: http://historymanifesto.cambridge.org/ [06.06.2015]; Exchange: On The History Manifesto, in: The American Historical Review 120/2 (2015), S. 527-554; Schnee, Philipp: Ein Manifest gegen drohende Irrelevanz, in: Deutschlandradio Kultur Zeitfragen, 07.01.2015, URL: http://www.deutschlandradiokultur.de/geschichts wissenschaft-ein-manifest-gegen-drohende.976.de.html?dram:article_id =308059 [06.06.2015]. |
Quellen zur Geschichte des Rittertums im Spätmittelalters
Dozierende
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Gero Schreier |
Uhrzeit
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Mittwoch 16:00-18:00 Uhr c.t. |
Raum
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HS 4450 |
Veranstaltungsnummer
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06LE11Ü-20151637 |
Kommentar
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Die traditionelle Führungsstellung des Adels wurde im späten Mittelalter auf vielen Feldern verstärkt in Frage gestellt. Die Kennzeichnung dieser Situation durch Begriffe wie Niedergang und Verfall, die in der älteren Forschung überwogen, ist aber längst einer differenzierteren Betrachtungsweise gewichen. Man spricht nun vorsichtiger von Wandlungsprozessen, die den Adligen viele Möglichkeiten der Anpassung boten und sowohl Verlierer als auch Gewinner hervorbrachten. Vielleicht einer der interessantesten Aspekte in dieser Neuperspektivierung ist die Frage nach dem Wandel der adligen Selbstbilder, die soziales Handeln beeinflußten und damit über Gelingen oder Nichtgelingen der Anpassung mit entschieden. Eine der mächtigsten Traditionen adliger Selbstdeutung ist das Rittertum, verstanden als der „weltliche Ehrenkodex einer kriegerisch orientierten Aristokratie“ (M. Keen). Gerade auf die Geschichte dieses Phänomens bezogen sich die Vertreter des Verfallsnarrativs älteren Forschung immer wieder, so z. B. Johan Huizinga in seinem Buch „Herbst des Mittelalters“ oder Barbara Tuchman in ihrer populären und immer wieder neu aufgelegten Darstellung „Der ferne Spiegel“. Manches spricht jedoch dafür, daß auch das Rittertum sich den neuen Verhältnissen anzupassen verstand. Diesem Aspekt widmet sich die hier angekündigte Übung. Im Zentrum steht die Lektüre spätmittelalterlicher Quellen über das Rittertum, von didaktischen Traktaten, Lebensbeschreibungen und Chronistik, die einen lebendigen und anschaulichen Blick in das Nachdenken spätmittelalterlicher Zeitgenossen über das Rittertum und den Wandel seiner Funktion erlauben. Im Zentrum soll dabei der kriegerisch-militärische Aspekt des Rittertums stehen. Wünschenswert ist die Fähigkeit und Bereitschaft, deutsche und französische Quellentexte, evtl. auch in älteren Sprachstufen oder ggfs. in englischer Übersetzung zu lesen. |
Literatur
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- Ehlers, Joachim: Die Ritter. Geschichte und Kultur, München 2006.
- Kaeuper, Richard W.: Chivalry and violence in medieval Europe, Oxford 1999.
- Keen, Maurice: Das Rittertum, München 1987 u.ö., insb. S. 7-99.
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Kolloquien
Prof. Dr. Birgit Studt
Oberseminar "Neue Forschungen der Mediävistik"
Zutritt nur über persönliche Einladung.
Prof. Dr. Birgit Studt
Examenskolloquium
Das Kolloquium wendet sich an Examenskandidaten/innen und fortgeschrittene Studierende. Es dient der Vorbereitung auf das Examen (Klausur, mündliches Staatsexamen).
Das Seminar findet als Kompaktveranstaltung in der zweiten Semesterhälfte statt.
Für die mündliche Staatsexamensprüfung im Frühjahr 2016 müssen Sie bis zum 30. September 2015 anmelden, indem Sie sich in eine Liste eintragen, die im Sekretariat ausliegt. In der Liste geben Sie an, von wem Sie bevorzugt geprüft werden wollen. In der ersten Oktoberwoche melden wir uns bei Ihnen, damit Sie noch Zeit haben, Ihr Prüfungsthema abzustimmen und dies beim Landeslehrerprüfungsamt anzumelden.
Alle Kandidaten werden dann schriftlich zu einer Vorbesprechung für das Kolloquium eingeladen.