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Lehrveranstaltungen im WS 2019/2020

Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte II (Prof. Dr. Birgit Studt) im Wintersemester 2019/20

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Proseminare

Mittelalterliche Wissenskulturen zwischen Praxis und Gelehrsamkeit

Dozierende Dr. Pia Eckhart
Uhrzeit Dienstag 09:00-12:00 Uhr c.t.
Raum HS 4429, KG IV
Veranstaltungs-Nummer 06LE11S-2019201
Kommentar

Das Proseminar geht den Praktiken und Rahmenbedingungen mittelalterlicher Wissensgenerierung nach. Dabei kommen verschiedene Orte der Gelehrsamkeit und des Lernens in den Blick, wie Kloster, Schule und Universität, aber auch Ausbildungsstätten wie Werkstatt, Kontor und Haus, wo praktisches Erfahrungswissen vermittelt und angeeignet wurde. Weiterführende Fragen betreffen die medialen Vermittlungsformen von Wissen und die Überlieferungen, die uns heute für Analysen zur Verfügung stehen. Die Beschäftigung mit vormodernen Wissenskulturen soll aber auch zu einer Reflexion über den Status universitärer Wissensproduktion und wissenschaftlicher „Fakten" anregen.

Anforderungen und Termine: Lektüresprachen sind Deutsch und Englisch.
Im Proseminar sind verschiedene schriftliche Studienleistungen zu erbringen sowie die Proseminarklausur erfolgreich abzulegen.
Klausurtermin ist voraussichtlich der 28. Januar 2020.

Abgabe der schriftlichen Prüfungsleistung bis zum 23.03.2020,
mündliche Prüfungstermine nach Vereinbarung i. d. R. vor dem 23.03.2020.

Literatur

Sarasin, Philipp (2011): Was ist Wissensgeschichte?, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL) 36, S. 159–172. – Smith, Pamela H. (2013): Naturwissenschaften, in: Ulinka Rublack (Hg.): Die Neue Geschichte. Eine Einführung in 16 Kapiteln, Frankfurt a. M., S. 351–384. – Steckel, Sita (2015): Wissensgeschichten. Zugänge, Probleme und Potentiale in der Erforschung mittelalterlicher Wissenskulturen, in: Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte et. al. (Hgg.): Akademische Wissenskulturen. Praktiken des Lehrens und Forschens vom Mittelalter bis zur Moderne (=Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 13), Basel, S. 9–58.


Herrschaft und Absenz im Spätmittelalter.
Die Habsburger in den Vorlanden im 14. Jahrhundert

Dozierender Silvio Fischer
Uhrzeit Mittwoch 13:00-16:00 Uhr c.t.
Raum ÜR 2 / KG IV
Veranstaltungs-Nummer 06LE11S-20192014
Kommentar

Spätmittelalterliche Herrschaftsausübung wird, trotz der sich ab dem 14. Jahrhundert ausbreitenden Schriftlichkeit, vor allem als persönliche Kommunikation verstanden. Dabei herrscht über die zentrale Rolle von Ritualen als Mittel der Darstellung und Sicherung politischer und sozialer Hierarchien weitgehender Konsens. Der Umstand, dass die gemeinsame Anwesenheit der Beteiligten grundlegende Voraussetzung für die Durchführung von Ritualen ist, führt zur Frage, wie unter vormodernen technischen Bedingungen und angesichts sich ausdehnender Territorien Herrschaft organisiert werden konnte. Die Möglichkeiten, Kopräsenz von Herrschaftsträgern, an der Herrschaft beteiligten Personen sowie Untergebenen zu organisieren, blieben äußerst beschränkt. Gleichwohl werden das 14. und 15. Jahrhundert als Phasen intensiver Herrschaftsverdichtung und Entstehungszeit früher Formen der Territorialherrschaft bezeichnet. Die Entwicklung der vorderösterreichischen Herrschaft in der Zeit zwischen 1290 und 1415 bildet vor dem Hintergrund der gleichzeitigen eidgenössischen Expansion einen vielversprechenden Untersuchungszeitraum für das Zusammendenken dieser Phänomene. Die Beschäftigung mit diesem Themenkomplex berührt grundlegende Problemstellungen der Politikgeschichte: Wie wird menschliches Zusammenleben unter vormodernen technischen Bedingungen organisiert? In welchem Verhältnis stehen Medien schriftlicher und symbolischer Natur zu zwischenmenschlicher Face-to-Face-Kommunikation? Welche Voraussetzungen begünstigen die Durchsetzung herrschaftlicher Interessen aus der Ferne in einer Phase dynamischer Entwicklung kommunaler und territorialer Verfasstheit?

Ziel des Proseminars ist es, anhand von Fallbeispielen aus dem als Vorderösterreich bezeichneten habsburgischen Herrschaftsraum westlich des Arlbergs unterschiedliche Dimensionen herrscherlicher Abwesenheit zu beleuchten. Vorgängig werden wir uns mit dem Wesen spätmittelalterlicher Herrschaft im Allgemeinen und unterschiedlichen geschichtswissenschaftlichen Auffassungen des Begriffes auseinandersetzen. Im Anschluss soll durch das Lesen von Arbeiten zu Vorderösterreich aus verschiedenen Zeiten und Räumen ein geschichtlicher Überblick des Untersuchungs(zeit)raums geboten und der Zusammenhang zwischen den Entstehungsbedingungen geschichtswissenschaftlicher Arbeiten und ihrem Inhalt beleuchtet werden. Diplomatische, historiographische sowie Bild- und Sachquellen werden wir anschließend nach der Rolle befragen, welche herrscherliche Abwesenheit als Bedingung und Inhalt politischer Kommunikationsformen gespielt hat.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 27. März 2020.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 17. Februar und 05. April 2020.

Literatur Baum, Wilhelm: Reichs- und Territorialgewalt (1275–1437). Königtum, Haus Österreich und Schweizer Eidgenossen im Späten Mittelalter. Wien, 1994.
Niederstätter Alois: Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter (Österreichische Geschichte Bd. 2: 1278-1411). Wien, 2001. S. 63–200.


Kriegsgeschäfte. Söldner und Söldnerwesen in der Vormoderne

Dozierender Dr. Marco Tomaszewski
Uhrzeit Dienstag 14:00-17:00 Uhr c.t.
Raum Raum 107 / Breisacher Tor
Veranstaltungs-Nummer 06LE11S-2019207
Kommentar

Unter Söldnern versteht man in der Regel für eine fremde Obrigkeit angeworbene Soldaten, die gegen Bezahlung Kriegsdienst leisten. Seit dem Spätmittelalter spielten sie in Europa zunehmend eine wichtige Rolle. Allgemein bekannt ist wohl die Päpstliche Schweizergarde, die seit dem 16. Jahrhundert besteht, aber auch andere Gruppen wie beispielsweise die Armagnaken oder die Landsknechte sind vielen heute noch ein Begriff. Mit der gezielten Anwerbung professioneller Krieger gegen Bezahlung war auch eine Kommerzialisierung des Krieges verbunden, weshalb die Söldnerführer zugleich Kriegsunternehmer waren (beispielsweise die spätmittelalterlichen italienischen Condottieri oder die Feldherren des Dreißigjährigen Krieges).
Im Seminar soll das Söldnerwesen als europäisches Phänomen vor allem für den Zeitraum zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand ausgewählter Beispiele betrachtet werden. Dabei soll es darum gehen, wichtige Aspekte vormoderner Gesellschaften, ihrer politischen Ordnung, Wirtschaftsweise oder Geschlechterkonzepte zu thematisieren und grundlegende Arbeitstechniken und Quellengattungen kennen zu lernen.
Militärische Aspekte im engeren Sinn wie Waffengattungen und Kampftaktiken sind dagegen nicht Thema des Seminars.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 18. März 2020.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 17. Februar und 05. April 2020.

Literatur Fuhrer, Hans Rudolf (Hg.): Schweizer in „Fremden Diensten". Verherrlicht und verurteilt, Zürich 2006.
Greyerz, Kaspar von/Holenstein, André/Würgler, Andreas (Hg.): Soldgeschäfte, Klientelismus, Korruption in der Frühen Neuzeit. Zum Soldunternehmertum der Familie Zurlauben im schweizerischen und europäischen Kontext, Göttingen 2018.
Peters, Jan (Hg.): Peter Hagendorf: Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg, Göttingen 2012.
Rogger, Philippe/Hitz, Benjamin (Hg.): Söldnerlandschaften. Frühneuzeitliche Gewaltmärkte im Vergleich, Berlin 2014.



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